Hot Dog "Friedensreich"
Ist Würstelstand wirklich das neue Schwarz? Hier geht man jedenfalls davon aus
Der Distelfalter (Vanessa cardui) ist ein wichtiger Bestäuber für viele Pflanzenarten sowie beliebtes Fotomotiv und dient als Futter für Vögel, Spinnen und Fledermäuse (Foto: Josef Wittmann)
Bombus terrestris ist besonders fleißig. Seit Anfang März fliegt die Dunkle Erdhummel, bestäubt Äpfel, Kirschen und Zwetschken. Doch auf ihren Flügen findet sie nicht nur Futter, sondern auch Pestizide, also Mittel, die Pflanzen vor schädlichen Insekten, Pilzen oder lästigen „Unkräutern“ schützen sollen. Den Winter überlebt nur die Königin, und da sie Erdnester baut, lebt sie doppelt gefährlich: Eine Studie in Kanada ergab, dass die Königinnen in Apfelplantagen und im Ackerland bis zu 29 Pestiziden pro Bodenprobe ausgesetzt waren. „Dabei hängt das Überleben des Volkes an der einzigen Königin“, erklärt Johann Zaller, Pestizidforscher an der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku). „Passiert ihr etwas, stirbt das ganze Volk mit aus.“
Zaller hat sich mit Kollegen die Pflanzenvernichtungsmittel angeschaut, die in Österreich im vergangenen Jahrzehnt verkauft wurden. Ergebnis: Die Herbizidmenge ging zwar um fast ein Viertel zurück, doch die Giftbelastung für Honigbienen, Regenwürmer und Vögel vervielfachte sich: weil toxischere Stoffe verwendet würden, die auch länger in der Umwelt verbleiben.
Erst vergangene Woche schlugen österreichische Forscherinnen und Forscher, darunter Franz Essl, Vorsitzender des Biodiversitätsrats und Wissenschaftler des Jahres 2022, deshalb Alarm: Rund die Hälfte der 707 heimischen Wildbienenarten sei gefährdet, 37 sind bereits ausgestorben. Auch 37 Prozent der Farn- und Blütenpflanzen stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten, auch sie brauchen Bestäuber. Die Ursachen orten die Forscher nicht nur im hohen Bodenverbrauch und der Erderwärmung, sondern eben auch in der intensiven Landwirtschaft.